Wer kennt es dieser Tage nicht? Manchmal wachst du auf und hast deine Motivation im Bett vergessen…
Motivation? Was war das noch gleich…? „Motivation ist die Bereitschaft, seinen Job zu machen, indem man einfach loslegt, statt Dinge immer wieder aufzuschieben, trotz Ablenkungen bei der Sache bleibt und so viel geistige Anstrengung investiert, dass man letztlich erfolgreich ist.“ Um den Anfang des Artikels „Warum Motivation verloren geht“ des neuen HBM* zu zitieren.
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Im privaten Umfeld und bei der Arbeit gehört Motivation einfach dazu. Ohne gehts es nicht, so scheint es. Büro oder Homeoffice? Wo sind wir "mehr bei der Sache"?
Studien haben ergeben, dass wir nicht unbedingt motivierter sind, wenn wir im Homeoffice arbeiten.
Vor allem dann nicht, wenn wir nicht mehr selbstbestimmt über den Ort des Arbeitens verfügen dürfen. Durch die Corona-Krise blieb einigen Unternehmen aber keine andere Wahl, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken – sehr unvorbereitet für einige.
Sobald aber die Mitarbeiter selbst entscheiden dürfen, wo und wann sie Ihre Arbeit erledigen dürfen, steigt die Motivation. Warum ist das so?
Selbstbestimmtes Arbeiten innerhalb flexibler Modelle spornt an
Mein Arbeitgeber hat kürzlich die Homeoffice-Regelung angepasst. Vorher gab es einmal im Monat, heute gibt es maximal zwei Tage Homeoffice pro Woche für die Mitarbeiter – meines Erachtens ein grosser Vertrauensbeweis seitens des Arbeitgebers.
Ich empfinde es als Dank, die Möglichkeit nach Bedarf nutzen zu können. Ich will nicht sagen, dass ich vorher weniger motiviert war, aber die Wertschätzung, die einem entgegengebracht wird, motiviert mich noch ein Stück mehr.
Montags ist für jeden Office-Day, genau richtig. Der persönliche Austausch, die Kollegen zu sehen oder kurzfristige Fragen zu klären ist einfach essenziell und kann nur allein mit Remote-Arbeit nicht erreicht werden.
Und wie sieht es mit kollaboriertem Arbeiten aus?
Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist remote aber trotzdem sehr gut möglich, vor allem wenn wir uns in Projekten befinden, in denen Kollegen aus den USA oder Frankreich zusammenarbeiten.
Wir fördern so auch den Wissensaustausch innerhalb des Unternehmens.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert Wissenskompetenz und steigert eigene Motivation
Gerade als Innovation Manager arbeite ich an der Gestaltung innovativer Lösungen – und dies geht nur mit Hilfe eines interdisziplinären Teams.
In der digitalisierten Welt sind Wissensaustausch und Kooperation unerlässlich.
So arbeiten wir innerhalb des Lernprogramms Working out Loud (WOL) abteilungs- und unternehmensüber-greifend gemeinsam daran, Wissensaustausch und Kooperation zu stärken. Dabei geht es darum, sich ein Ziel zu setzen, welches innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht werden soll – mit Hilfe eines Teams.
Virtuelle und physische Vernetzung
Ausserdem geht es darum, sichtbar zu sein. Die Kollegen sind sowohl virtuell als auch physisch vernetzt und treffen sich wochenweise mit den anderen Teammitgliedern.
Sie haben die Möglichkeit, unabhängig von ihrer hierarchischen Ebene netzwerkbasierte Zusammenarbeit zu erleben und weiterzuentwickeln.
Sie teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen und unterstützen sich und auch die anderen Kollegen gegenseitig. Die Mitarbeitenden können direkt von dem geteilten Wissen der anderen Kollegen lernen und das wissen wird nicht „im Stillen“ gehortet. Es spornt an, wenn man gemeinsam an seinem Ziel arbeiten kann
Und genau solche Initiativen, egal ob remote oder mit den Kollegen Vorort im Büro, motivieren das gesamte Team und steigern den Zufriedenheitsgrad der Mitarbeitenden.
Denken und Arbeiten mehr Menschen in einer Organisation auf diese Weise, nämlich vernetzt und mit einer hohen Wertschätzung in der Kommunikation, wird die Kultur kollaborativer und meist sogar (noch) freundlicher.
Und was hat das nun mit Innovation zu tun? Einfach alles!
Motivation ist ein Schlüsselfaktor, um zu erreichen, was wichtig ist. Also Mehrwert zu generieren.
Gehen wir ein paar Schritte zurück: Der menschliche Fortschritt und die Entwicklung auf unserem Planeten hängt seit tausenden von Jahren in hohem Maße von der Anpassungs-, Schöpfungs- und Innovationsfähigkeit unserer Spezies ab. Sie hat es uns in vielen Gesellschaften ermöglicht, von der Befriedigung unserer Grundbedürfnisse (Nahrung, Wasser, Obdach und Sicherheit) zu dem zu gelangen, was wir als den "sich selbst verwirklichenden" Menschen nennen (vergl. Maslow).
Seit wenigen Jahrhunderten können wir die Entwicklung eines immer schnelleren menschlichen Innovationstempos verfolgen.
So sind Kreativität und Innovation natürlich auch essenzielle Bestandteile für den Erfolg von Unternehmen. In den heutigen wettbewerbsorientierten, verbraucherorientierten Märkten wird Innovation oft als "die Kraft, neue Ideen zu den Kunden zu bringen, um immer anspruchsvollere Bedürfnisse zu befriedigen" beschrieben. Das Thema Innovation für KMUs wird hier im Detail beschrieben.
Nur durch motivierte Mitarbeiter kann der Vorsprung durch Innovation erreicht werden.
Welche Art von Anreizen kann eine Organisation seinen Mitarbeitern bieten, um Innovation zu stimulieren?
Dieses Thema wird gerade in Corona-Zeiten heiss diskutiert, da viele Unternehmen Ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. Gerade hier bleibt gern die oben erwähnte Motivation auf der Strecke. Extrinsische Motivation wird von äußeren Reizen wie monetärer Belohnung herbeigeführt.
Diese Art der Motivation ist aber eigentlich nur der Ersatz für echte Motivation. Und echte Motivation ist intrinsische Motivation.
Die Freude, die wir empfinden, wenn unsere Träume wahr werden – dann sind wir im Flow – und darauf kommt es an.
Es kommt auf den Flow an
Kennst du das Gefühl? Du bist in einem vollkonzentrierten Zustand und gehst total in deiner Aufgabe auf, du vergisst Raum und Zeit und kümmerst dich nur um diese eine Tätigkeit – das nennt man Flow. Die dazu passende Theorie von Csikszentmihalyi wird sehr schön hier im TED Talk erklärt.
Die Theorie betont dabei, wie Mensch und Aufgabe zusammenpassen. Es hängt von den einzelnen Mitarbeitern und ihren Fähigkeiten ab, ob eine Aufgabe gut gestaltet ist.
Was für den einen gerade richtig ist, führt beim anderen zum Gefühl der Überforderung. Wir müssen vermeiden, in den Stressbereich abzudriften, denn hier ist die Herausforderung im Vergleich zu den Fähigkeiten zu hoch.
Das Gegenteil ist der Fall, wenn wir unterfordert sind, denn dann herrscht Langeweile. Der Optimalbereich befindet sich dort, wo Herausforderung und Fähigkeiten im Einklang sind.
Genau hier erleben wir, dass beim Arbeiten die Zeitwahrnehmung einfach verschwindet. Das ist der Flow und hier entstehen positive Emotionen. Wir streben nach mehr…
Und was genau macht diesen Flow aus?
- ein Gefühl des Verschmelzens mit der Aufgabe bzw. Tätigkeit tritt ein
- eine tiefe und lange anhaltende Konzentration auf die Tätigkeit
- die Arbeitsaufgabe verdrängt alles andere aus dem Bewusstsein
- Man vergisst das Gefühl für Zeit
- die Wahrnehmung der Umgebung ist eingeschränkt
- das Empfinden etwas zu bewirken und kompetent zu sein
- Glücksgefühle
Und wie kommt man dorthin?
Mit einem dosierten Anspruch an Arbeit.
Es ist entscheidend, dass eine Arbeitstätigkeit für den Mitarbeiter anspruchsvoll ist, ihn aber nicht überfordert. Der Anspruch einer Aufgabe ist abhängig von Merkmalen wie Autonomie, Zeitdruck, Abwechslung und Ganzheitlichkeit.
Diese Merkmale gilt es als Unternehmen so auszurichten, dass sie zum einzelnen Mitarbeiter und seinen Fähigkeiten passen. Wenn die Aufgaben für uns anfangs etwas zu hoch erscheinen, beginnen wir zwar nervös mit der Arbeit, aber wenn wir das Ziel erreichen, fühlen wir uns belohnt.
Wir haben die ganze Zeit im angenehmen Flow-Bereich gearbeitet, zwar an der Grenze zum Stress-Level, aber wie haben es geschafft – und das motiviert!
Wir haben darüber hinaus unsere Fähigkeiten verbessert und viel gelernt. Orientieren wir uns eher an der oberen Grenze im Flow, steigern wir kontinuierlich unsere Fähigkeiten und erweitern unsere Komfortzone.
Folgende Faktoren beeinflussen unseren Flow
Abwechslung. Je abwechslungsreicher unsere Aufgaben, desto mehr Variation haben wir im Arbeitsalltag, was heisst, dass wir verschiedene Aufgaben beherrschen und ausführen können müssen.
Ganzheitlichkeit. Die Zuständigkeit für eine ganze Aufgabe erhöht die Komplexität der Aufgabe. Hier wird mehr Kompetenz verlangt als das Abarbeiten von Teilaufgaben.
Autonomie. Je mehr Autonomie die Mitarbeiter bei der Arbeit haben, desto mehr Entscheidungen müssen getroffen werden und desto stärker müssen sie sich selbst motivieren, kontrollieren und steuern. Das erhöht die Komplexität von Aufgaben und damit den Anspruch.
Zeitdruck. Zeitdruck führt zu einer Erhöhung der Menge an Arbeit, die in einer Zeiteinheit zu leisten ist. Durch Zeitdruck steigt der Anspruch auch einfacher Tätigkeiten.
Natürlich ist ein essentieller Faktor, dass die Arbeitsaufgaben zum jeweiligen Mitarbeiter passen, damit sie motivieren können.
Dazu zählen neben der sinnvollen Zuordnung von Mitarbeiter und Aufgabe auch die Entwicklung beispielsweise der Fähigkeiten der Mitarbeiter und die Gestaltung der Aufgaben an sich.
Wenn sich alle diese Aspekte in einem Unternehmen vereinen und den Mitarbeitern Verantwortung und Autonomie übertragen wird, sind wir ganz nah an einer Flow-Welle, die sowohl die Innovationskraft des Unternehmens als auch die Kreativität der einzelnen Mitarbeiter steigert.
Just do it!
*Quelle: Warum Motivation verloren geht, R. E. Clark, B. Saxberg, HBM, Ausgabe Juli 2020